Die Ukraine vor einer außenpolitischen Richtungsentscheidung – Teil 1

Verkürzt gesagt: Die Bevölkerung in den westlichen und nördlichen Teilen der Ukraine bevorzugt eine Bindung des Landes an westliche Institutionen. In den östlichen und südlichen Regionen wünschen die Menschen hingegen eine Verstärkung der Verbindung mit Russland. Während in einem Teil des Landes das Ukrainische dominiert, ist es in den anderen das Russische.

(Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/de/Ukr_lang_ukr_2001_int.png)

Die Stellung des Russischen ist noch deutlich stärker, als in der Graphik angegeben. Annähernd die Hälfte der Ukrainer verständigt sich im privaten Umfeld bevorzugt auf Russisch.

Es gibt nicht nur Indizien für eine sprachlich-kulturelle Zweiteilung des Landes, sondern auch eine in der politischen Sphäre. In den Gebieten, in denen die russische Sprache dominiert, wird bevorzugt die „Partei der Regionen“ Präsident Wiktor Janukowitschs gewählt.

(Quelle: Kartografie: Sebastian Klüsener; Quelle der Daten: Zentrale Wahlkommission, http://www.cvk.gov.ua , in: Ukaineanalyse 109, S. 9)

Diese quer durch das Land verlaufende Trennlinie führt bereits seit über 20 Jahren zu der Befürchtung – oder Erwartung – dass eine Teilung der Ukraine anstehen könnte. Die eine Hälfte würde entschlossen den Weg Richtung Westen gehen, während die andere sich faktisch Russland anschließen würde. Dies kann nicht ausgeschlossen werden, ist meines Erachtens jedoch sehr unwahrscheinlich. Zum einen, weil Russland und etwa die USA seit 1994 die territoriale Integrität der Ukraine und die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen garantieren. Es gibt keinerlei Indizien, dass eine der Vertragsparteien vom Inhalt des Vertragstexts abrücken möchte. Zum anderen ist ein Gewöhnungseffekt an die Grenzen eingetreten. Zum dritten gibt es lediglich marginale politische Gruppen, die neue Grenzziehungen fordern.

Die innen- und wirtschaftspolitische Lage der Ukraine ist gleichwohl sehr kompliziert. So schwierig, dass sich die Entscheidung über die Frage – Ost oder West – in diesem Jahr vielleicht nicht vermeiden lässt.

In wenigen Tagen erfolgt die Fortsetzung.