Rangliste der größten Wirtschaftsmächte

Je komplexer ein System ist, je mehr Variablen es gibt, desto unsicherer werden Voraussagen über die Zukunft. So sind die weltbesten – und hochbezahlten – Analysten erfahrungsgemäß nur sehr unvollkommen in der Lage, die Entwicklung des Ölpreises für die kommenden Jahre vorauszusagen. Der Vergleich der beiden folgenden Folien illustriert dies sehr deutlich:

(Quelle: http://www.markt-daten.de/charts/rohstoffe/oel.htm, zuletzt geöffnet am 22.01.2013)

Die Voraussagen der Experten und Spekulanten aus dem Herbst 2007 lagen völlig daneben. Dies galt insbesondere für ihre Prognosen für die Jahre 2008 und 2009. Der Ölpreis lag 2008 fast doppelt so hoch, wie von ihnen erwartet, war 2009 aber 50% niedriger als von ihnen prognostiziert.

Auch die Wirtschaftsforscher irren regelmäßig, wenn sie die konjunkturelle Entwicklung etwa der kommenden zwölf Monate prognostizieren. Die Treffsicherheit von Aussagen über die langfristige Entwicklung ganzer Volkswirtschaften ist hingegen deutlich höher. Warum?

Bedienen wir uns folgenden Bildes: Auch ein gut informierter Hausarzt kann keine verlässliche Angabe über den Gesundheitszustand von „Frau Volkswirtschaft“ in zwölf Monaten machen. Ob sie vielleicht ein Virus erwischt oder sie sich den Fuß verknackst kann er nicht wissen. Hierüber kann der Arzt selbstverständlich auch nicht informiert sein, wenn er eine Voraussage trifft, wie es „Frau Volkswirtschaft“ in zehn oder 20 Jahren ganz konkret zu einem bestimmten Zeitpunkt gehen wird. Aber er ist über ihren Gesundheitszustand, ihren Lebenswandel und die Funktionstüchtigkeit der Organe so gut im Bilde, dass er eine leidlich zuverlässige Aussage über ihr voraussichtliches grundsätzliches Wohlbefinden wird treffen können. Allerdings  könnte ihr immer noch „der Himmel auf den Kopf fallen“, wie die Gallier zu sagen pflegten … Langfristige Voraussagen besitzen gleichwohl eine höhere Trefferquote als kurzfristige.

Mitte November 2012 habe ich bereits darüber geschrieben, wie sich die Gewichte auf der Welt verschieben. Nun gibt es frisches Material, das einen Bericht wert ist. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) hat vor wenigen Tagen eine Schrift veröffentlicht, in der sie einen Blick in die ferne Zukunft wagt. (Die Version von 2017 nebst meinen Einschätzungen findet sich am 9.März 2017.) Ich habe zentrale Angaben in einer Folie zusammengefasst: (bei den aufgeführten Beträgen handelt es sich um Milliarden US-Dollar in Kaufkraftparität gerechnet)

(Quelle: http://www.pwc.com/et_EE/EE/publications/assets/pub/world_in_2050_report-_january_2013.pdf, Seite 2, zuletzt geöffnet am 22.01.2013)

Folgende Beobachtungen möchte ich betonen:

  1. China wird die USA bereits in wenigen Jahren als führende Weltwirtschaftsmacht ablösen und sich bis zum Jahre 2050 einen gewaltigen Vorsprung herausgearbeitet haben.
  2. Einige Länder, die heutzutage gewöhnlich noch nicht auf dem Radar sind werden stark an Bedeutung gewinnen. So wird Indonesien von Platz 16 im Jahre 2011 über Platz 11 im Jahr 2030 auf Rang 8 2050 aufsteigen.
  3. Europäische Länder werden massiv an Bedeutung verlieren. Noch im Jahre 2011 stellten sie mit Deutschland, Russland, Frankreich, Großbritannien und Italien fünf der zehn größten Mächte. 2030 werden es noch vier sein und 2050 nur noch drei.
  4. Russland ist dabei, Deutschland als größte Volkswirtschaft Europas zu überholen.

Russland ist ein europäisches Land. Und Russland ist zugleich ein aufstrebendes Transformationsland. Es ist mit Brasilien, China, Indien und Südafrika in der Gruppe „BRICS“ vereinigt. (Seit 2011 ist Südafrika in diese Gruppe gestoßen, sodass zu dem zuvor üblichen „BRIC“ noch ein „S“ hinzugefügt wurde.)

PricewaterhouseCoopers hat die sieben größten aufstrebenden Volkswirtschaften unter dem Kürzel „E7“ zusammengefasst. Es handelt sich neben Russland um Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko und die Türkei. Die Größenverhältnisse zwischen den „E7“ und den „G7“ (den bekanntermaßen neben Deutschland noch Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA angehören) sehen folgendermaßen aus: (MER = in Wechselkursen, PPP = in Kaufkraftparität gemessen) (Angaben jeweils in Milliarden US-Dollar)

(Quelle: http://www.pwc.com/et_EE/EE/publications/assets/pub/world_in_2050_report-_january_2013.pdf, Seite 6, zuletzt geöffnet am 22.01.2013)

In Wechselkursen gerechnet werden die Wirtschaften der E7 2050 etwa 50% größer sein als diejenigen der G7, in Kaufkraftparität werden die E7 die G7 und 75% überragen.

(Neuer Beiträge zur Entwicklung der „Brics“ s. http://www.cwipperfuerth.de/2013/05/das-wirtschaftswachstum-der-bric-lander/, bzw. zum Schwinden der wirtschaftlichen Dominanz des Westen http://www.cwipperfuerth.de/2015/06/die-wirtschaftliche-dominanz-des-westens-schwindet/).