Schwangerschaftsunterbrechungen in Russland

Bereits 1913 rief die Russländische Medizinische Gesellschaft dazu auf, Schwangerschaftsunterbrechungen zu legalisieren. 1920 wurde Sowjetrussland das erste Land der Welt, in dem Abtreibungen nicht mehr bestraft wurden. Andere Länder folgten erst Jahrzehnte später, wenn überhaupt.

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Mittel zur Empfängnisverhütung waren in der Sowjetunion allerdings kaum erhältlich. So wurden jährlich Millionen Schwangerschaftsunterbrechungen durchgeführt. 1936 wurden Schwangerschaftsabbrüche erheblich erschwert. Die Zahlen blieben jedoch sehr hoch, die meisten Schwangeren wählten illegale Wege.

Angaben zu Schwangerschaftsunterbrechungen unterlagen bis Ende der 1980er Jahre der Geheimhaltung. Nach einer Untersuchung hatten Frauen im reproduktionsfähigen Alter 1959 durchschnittlich vier Abtreibungen durchführen lassen. Seit den 1960er Jahren nahm die Zahl der Schwangerschaftsunterbrechungen ab, sie blieb jedoch weiter deutlich höher als diejenige der Geburten. Zwischen 1970 und 1989 soll durchschnittlich in jedem Jahr jede zehnte Frau im gebärfähigen Alter abgetrieben haben.

In den vergangenen 20 Jahren ging die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche deutlich zurück. 2008 waren es jedoch noch 1,2 Millionen, 2012 waren es 935.000. In Deutschland werden jährlich etwa 100.000 Abtreibungen durchgeführt. In Russland wurde 2013 fast jede zweite Schwangerschaft unterbrochen, in Deutschland etwa jede siebte.

In den vergangenen Jahren wurden die finanziellen Leistungen für Familien mit Kindern sehr erheblich erhöht, um der negativen demographischen Entwicklung entgegen zu wirken. Dies trug erheblich zu der sinkenden Zahl von Schwangerschaftsabbrüchen bei. (S. hierzu auch meine Blogbeiträge vom 11.01.13 und 24.09.2012)
2011 schränkte das russische Parlament die Möglichkeit der legalen Schwangerschaftsunterbrechung ein, wies jedoch weitergehende Forderungen der orthodoxen Kirche zurück. Diese hatte unter anderem gefordert, dass verheiratete Frauen das Einverständnis ihres Ehemannes für eine Abtreibung einholen müssten.

Im November 2013 wandte sich das russische Gesundheitsministerium gegen eine Initiative, Schwangere einen Abbruch selbst bezahlen zu lassen. Dies könne zu einer Zunahme illegaler Praktiken führen, die die Gesundheit der Frauen beeinträchtigen könnten.

Quellenangabe für beide Graphiken:

http://en.wikipedia.org/wiki/en:Creative_Commons, http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.en