Kolumne Dornfeldt – Die Wirtschaft im Südkaukasus

Die drei Staaten des Südkaukasus bilden eine geostrategisch bedeutende Brücke zwischen Europa und Asien. Am Schwarzen und Kaspischen Meer gelegen, an wichtige Regionalmächte, wie die Russische Föderation im Norden, die Türkei im Westen und die Islamische Republik Iran im Süden angrenzend, ist die Region für die Verbindungen innerhalb Eurasiens von enormer Bedeutung. Besonders wichtig ist der Südkaukasus für die landumschlossenen zentralasiatischen Republiken als Transitgebiet zu den westlich gelegenen Meeren.
In den Fokus der Weltpolitik geriet das Gebiet des südlichen Kaukasus in der Spätphase der UdSSR Ende der 1980er Jahre. Zum einen erfolgte dies durch die gewaltsam ausgetragenen interethnischen Konflikte um das zur aserbaidschanischen Unionsrepublik gehörende Gebiet Berg-Karabach sowie um die von Georgien abtrünnigen Teile Abchasien und Südossetien. Keiner der drei sogenannten frozen conflicts ist bis heute gelöst worden und prägt das Handeln der politischen Akteure in den drei Republiken maßgeblich. In Aserbaidschan beispielsweise leben heute eine Millionen Flüchtlinge aus Armenien, aus dem Kerngebiet von Berg-Karabach sowie aus den angrenzenden Territorien, die unter Kontrolle der Streitkräfte Armeniens stehen.

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Zum anderen sind es die großen Vorkommen an Erdöl und Erdgas, die sich auf dem Territorium von Aserbaidschan befinden. Diese fossilen Energieträger sind bedeutend für die Diversifizierungsmaßnahmen der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union in Bezug auf die Erdgasimporte und für die Versorgung des globalen Erdölmarktes.

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Aserbaidschan ist derzeit das wichtigste Lieferland für den „Südlichen Energiekorridor“, dessen Bedeutung stetig zunimmt.

Georgien, Armenien und Aserbaidschan waren bis zum Ausbruch der Weltwirtschaftskrise durch hohe Wachstumsraten geprägt. In einem dieser Jahre konnte die Regierung in Baku mit 34 Prozent das weltweit höchste Wachstum verzeichnen. Diese Indikatoren sind Ausdruck eines gelungenen Transformationsprozesses in der Region. Alle drei Länder sind mittlerweile Mitglied des Europarates und der Östlichen Partnerschaft im Rahmen der EU-Nachbarschaftspolitik. Seit 2009 ist nun die Phase des wirtschaftlichen Aufstieges vorbei oder hat sich, wie im Fall des Aserbaidschans, etwas abgemildert. Armenien und Georgien haben aufgrund diverser Ereignisse mit einem ökonomischen Abschwung zu kämpfen, der zudem Auswirkungen auf die politische, soziale und sicherheitspolitische Situation in diesen Ländern hat. Aserbaidschan hingegen, das immerhin noch überdurchschnittliche Wachstumsraten vorzuweisen hat, befindet sich in einem Prozess, die Wirtschaft stark zu diversifizieren, um für die Zeit nach dem Öl Boom vorzusorgen. Dazu dient auch der Nationale Petroleum Fonds SOFAZ, der nach norwegischem Vorbild eingerichtet wurde und sich aus den staatlichen Einnahmen in Bezug auf fossile Energieträger speist.

In der Studie wird die wirtschaftliche Entwicklung der drei südkaukasischen Staaten im Zeitraum von 2003 bis 2013 analysiert. Neben zwei Kurzporträts zu den Ländern Armenien und Georgien liegt der Schwerpunkt des Berichtes auf der Länderanalyse Aserbaidschan, mit dem eindeutig stärksten und modernsten Wirtschaftssektor in der Region.

Anmerkung von Christian Wipperfürth: In den folgenden Tagen werden folglich noch zwei Kolumnenbeiträge folgen.

Quellenangabe der Abbildungen:

1. Karte: Don-kun, Lizenz: Creative CommonsAttribution-Share Alike 3.0 Unported  / Kurz

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