„Pew“ hat eine neue Umfrage veröffentlicht. (Sie finden diese unter www.pewglobal.org/2014/07/09/russias-global-image-negative-amid-crisis-in-ukraine/. Ich empfehle Ihnen auch meine weiteren Analysen zu internationalen Umfragen: http://www.cwipperfuerth.de/2014/01/umfrage-die-groesste-gefahr-fuer-den-weltfrieden/; http://www.cwipperfuerth.de/2013/09/das-weltweite-image-russlands/; http://www.cwipperfuerth.de/2013/07/weltpolitische-fragen-in-aktuellen-meinungsumfragen/.)
Das Russlandbild hat sich in den westlichen Ländern im vergangenen Jahr weiter eingetrübt und ist – wen wunderts – ausgesprochen negativ. Auch bei dem BRICS-Partner Brasilien ist es kaum positiver als in den führenden OECD-Ländern.
In Indien sind sowohl die negativen als auch die positiven Wertungen für Russland zurückgegangen. Die Aufmerksamkeit der Bewohner Indiens hat sich im vergangenen Jahr noch stärker auf die Innenpolitik gerichtet als dies bereits zuvor der Fall war. In den indischen Medien gab es kaum Kritik an der russischen Krimpolitik und von offizieller Seite wohlwollende Neutralität.
Besonders auffällig sind die Ergebnisse für China und Vietnam. Russland wird in Vietnam nicht nur als alter Verbündeter betrachtet, sondern auch als Land, das die Dominanz des Nachbarn China relativieren kann. Moskau hat in den vergangenen zwei Jahren gezeigt, hierzu bereit zu sein.
Und in China wird mit Befriedigung wahrgenommen, dass der Kreml gegen die Dominanz des Westens aufbegehrt. China selbst ist dazu noch nicht bereit. Peking hielt sich beispielsweise sowohl in der Iranpolitik, als auch in Libyen 2011 oder in Syrien 2012/13 zurück. Auch Peking fordert jedoch eine multipolare Welt, handelt aber vorsichtig, weil es die Zeit auf seiner Seite sieht.
Die Frage: „Haben Sie Vertrauen, dass Präsident Putin in weltpolitischen Fragen richtig handelt?“ wird in allen westlichen Ländern (von Griechenland abgesehen) mit einem lauten NEIN beantwortet. Die Werte reichen von 72% bis 85%. In China und Vietnam hingegen gibt es mit 62% bzw. 69 % ein fast ebenso lautes JA. (Pew, S. 5)
Russland wendet sich von der euro-atlantischen Welt ab. Und umgekehrt. Andere Länder hingegen erhoffen, ihren Handlungsspielraum durch eine verstärkte Kooperation mit Moskau erweitern zu können.
Das Ansehen Chinas ist in Russland deutlich angestiegen, während die Werte für Deutschland, das lange Jahre als bester Freund Russlands galt, abgestürzt sind.
Moskau und Peking werden ihre Kooperation verstärken. Ein Bündnis steht nicht an. Aber Russland wird versuchen, seine Isolation auf dem europäischen Kontinent durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit Ländern auszugleichen, die hierfür bereit sind. Moskau hat über 20 Jahre lang versucht, zwischen dem Westen und China zu lavieren. Hierbei war bis vor kurzem offenkundig, dass Russland eine enge Zusammenarbeit mit der euro-atlantischen Welt bevorzugt. Hierbei erwartete Moskau, etwa auf Augenhöhe behandelt zu werden.
China ist der große Gewinner der westlich-russischen Kontroverse. Die Verlierer sind – in dieser Reihenfolge – die Ukraine, Russland und der Westen. Es hätte nicht so kommen müssen.
Diese Daten beweisen die Bewertung der westlichen Welt von den Amtshandlungen Putins, welches letztlich auch zu den Sanktionsmassnahmen führt. Fraglich ist jedoch, ob dies mittelfristig den sinnvollsten Weg darstellt, da eine Intensivierung von Russland und China eventuell auch nicht das wünschenswerteste Ergebnis dieser Krisensituation ist. Erst recht nicht aus Sicht deutscher Unternehmen, die stark in Russland investiert waren oder grundsätzlich großes Potential im russischen Markt haben.
Einen guten Tag!
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Die wirtschaftliche, politische und militärische Vormachtstellung des Westens wird geringer. Diese Tendenz wird anhalten. Seine Neigung zu Interventionen ist gleich geblieben und hat womöglich noch zugenommen. Nach dem Irak, Afghanistan und Libyen ist die Neigung, militärische Gewalt anzuwenden, geschwunden. Die Bereitschaft, bei innenpolitischen Kontroversen in anderen Ländern eine der Konfliktparteien sehr deutlich zu unterstützen hat jedoch deutlich zugenommen. M.E. sollte Deutschland nachdrücklich dafür eingestehen, dass Konfliktparteien zivilisiert miteinander umgehen, aber nur in Ausnahmefällen Partei für eine der streitenden Seiten ergreifen. Der Besuch des damaligen Ministers Westerwelle auf dem Maidan war falsch, wie auch die einseitge Stellungnahme zugunsten der Gegner der syrischen Führung.
Diese Stellungnahmen verschärfen Konflikte, weil sie die Neigung des (scheinbar) „pro-westlichen“ Lagers Kompromisse einzugehen, vermindern.
Und der Westen vermindert sein Ansehen und seine Fähigkeit, u.U. als Schiedsrichter aufzutreten. Er verhält sich so, als ob er die Macht hätte, die Innenpolitik anderer Länder wesentlich zu formen. Diese Macht besitzt er jedoch in einem weit geringerem Ausmaß als die Medien glauben machen. Und heutzutage, aufgrund seines Machtverlusts noch weniger als vor 10 oder 20 Jahren.
Kurz gesagt: Die westliche Neigung zu missionieren ist kontraproduktiv. Nicht zuletzt für Deutschland. Deutsche Unternehmer haben in Russland mehr direkt investiert (also in Produktionsanlagen) als ihre Konkurrenz aus den USA, Frankreich und Großbritannien zusammen genommen.
Es grüßt Sie
Christian Wipperfürth