Objektivität

Vor kurzem bin ich auf ein knapp zweiminütiges Video gestoßen, das ich Ihnen empfehle (die Erläuterungen sind auf Englisch):

Das Video führt uns unsere eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit deutlich vor Augen. Falls Sie bereits beim erstmaligen Sehen ein umfassendes Bild gewonnen haben: Herzlichen Glückwunsch, Sie gehören anscheinend zu einer kleinen Minderheit – zu der ich mich nicht zählen darf. Halten wir fest: Menschen neigen sehr stark dazu dasjenige zu registrieren, worauf sie sich konzentrieren. Andere, möglicherweise sehr relevante Aspekte der Realität werden ausgeblendet. Wir leben jedoch in der mitunter gefährlichen Illusion, alles Wichtige wahrzunehmen.
Für die Analyse der westlich-russischen Beziehungen oder der Situation in der Ukraine heißt dies: Viele sehen die ein oder andere Seite als alleinverantwortlich für die Eskalation. Sie konzentrieren sich auf Aspekte, die ihre Deutung stützen und werden natürlich fündig. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, hierbei einen „Gorilla“ zu übersehen.
Ich selbst achte auf einige Kriterien, um Objektivität zu messen, drei möchte ich nennen:
1. Weckt der Bericht (die Sendung, die Argumentation, mein eigener Text) bei mir starke Gefühle? Falls dies der Fall ist, dann wird der Autor (dann werde ich) sie auch beim Verfassen und darum einen einseitigen Blick gehabt haben. Wehre ich selbst möglicherweise Informationen oder Argumente ab, die mir nicht genehm sind?
2. Werden Fakten und Entwicklungen aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet? Oder lediglich aus einer Perspektive?
3. Wird lediglich eine Seite als aktiv dargestellt, während die andere angeblich immer nur reagieren könne? (Täter-Opfer-Schema)
Ich wünsche Ihnen ein gesundes, anregendes und entspanntes 2015! Und uns allen ein friedlicheres Jahr als das vergangene.
Ihr Christian Wipperfürth